Montag, 7. November 2016

Rezension: Anna Pfeffer * Für dich soll's tausend Tode regnen



Broschiert: 360 Seiten
Verlag: cbj 
ISBN-13:
978-3570171554
Preis: 14,99 EUR
E-Book: 11,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: September 2016


Leseprobe? Kaufen? 


Inhalt:
Emi ist total unglücklich, wegen ihren Vater musste sie jetzt nach Hamburg ziehen, und als ob, das nicht schon schlimm genug wäre, präsentiert er ihr und ihren Bruder, auch noch seine neue Lebensgefährtin. Ihr Bruder Oliver nimmt das alles sehr locker und arrangiert sich schnell mit der neuen Situation und lebt sich hervorragend ein. Nur Emi tut sich schwer, Hamburg ist zu grau, die neue Freundin des Vaters zu nett und von der Schule will sie gar nicht erst anfangen. So bekommt jeder, der ihr dumm über den Weg läuft in ihren Gedanken den einfallsreichsten Tod verpasst und da hat sie einiges zu tun. Als sie eines Morgens sich für einen neuen Sitzplatz in der Klasse umsetzt, gerät sie an Mr. cool und unnahbar Erik und diese Auseinandersetzung hat schlimme Folgen. Warum passiert das ausgerechnet ihr? Wieso hat sie so einen schleimigen Bruder? Warum ist das Leben so ungerecht? Tja, und was muss sie wegen Erik noch alles erleiden? Auf wie vielen Todesarten wird er wohl sterben müssen?

Meinung:
Bei meiner damaligen Vorschauen-Recherche ist mir das Buch gar nicht so ins Auge gefallen, wahrscheinlich hatte ich schon zu viele schwarze Bücher auf meiner Wunschliste stehen, aber dann tauchte es doch in mein Sichtfeld auf und ich dachte, huch, was bist du den für ein schickes Büchlein, und als ich den Klappentext gelesen hatte, war ich begeistert und musste es haben. Wer mag sie nicht die humorigen Liebesgeschichten, wo sich die beiden Hauptprotagonisten nicht leiden können und sich die Pest an den Hals wünschen, was für ein Spaß. Genau das Richtige für mich. Erst nach dem Kauf und beim Bewundern, erkannte ich, dass mir die beiden Autorinnen gar nicht so unbekannt waren, ist das nicht ein witziger Zufall und ich sah das als gutes Zeichen an.

Emi ist ein toughes Mädchen und lässt sich nicht gern zu irgendetwas zwingen und bei der Masse läuft sie schon mal gar nicht mit. So ist sie halt eine Außenseiterin, aber es macht ihr im Grunde nichts aus. Allerdings muss sie sich ständig den Vergleichen zu ihrem Sunnyboy Bruder anhören und der steht gern mitten im Leben und unter Leuten. So kommt Emi halt was düsterer und unfreundlicher rüber, als sie eigentlich ist und ihr Hobby skurrile Todesarten in einem Buch festzuhalten untermalen noch das merkwürdige Mädchen. Allerdings habe ich in dem Alter, auch nur schwarz getragen, fand Veränderungen schrecklich und meine Mitschüler einfach nur zum Fürchten und wollte meine Ruhe. So konnte ich mich hervorragend mit Emi identifizieren und sie war mir gleich total sympathisch. Warum ist mir das mit den Todesarten nicht eingefallen, das hätte in meiner Teenagerzeit für einige Lacher gesorgt. Aber natürlich ist bei Emi auch ein bisschen jammern und trotz dabei, aber hey, wer hatte diese Phase damals nicht gehabt.

Neben Emi haben wir einen sehr ansprechenden Hauptprotagonisten, nämlich Erik, der nach einer Schulsuspension von vier Wochen, in die Klasse zurückkehrt und seinen Platz wieder haben möchte, der aber schon von Emi besetzt wird. Normalerweise ist es Erik gewohnt, dass man ihn ohne Widerworte, gewähren lässt und sein Image sorgt zusätzlich dafür. Man munkelt nämlich, dass sein Vater vor einem Jahr seine Mutter umgebracht haben soll und die Suspendierung hat er sich eingefangen, weil er einen Jungen krankenhausreif geprügelt hat. So ranken einige Geheimnisse um ihn herum und Erik bemüht sich auch nach Kräften nichts zu dementieren oder zu kommentieren. Ist ja klar, dass er somit sehr interessant ist und alle Mädchen noch mehr auf ihn fliegen. Mein Gott, ich glaube, ich hätte ihn auch von meinem Platz in der Klasse angeschmachtet, aber wir wissen ja selber, stille Wasser sind tief und Erik hat wohl einiges vergraben.

Mit diesen beiden Hauptfiguren geht es also turbulent in die Geschichte und diese, hatte es in sich. Nicht nur, dass man über die ständige Mordlust von Emi lachen musste, nein, das ganze Buch schwingt nur so von Ideen und Witz. Angefangen bei Emi, die stur und rücksichtslos durch ihren Alltag rauscht, sich ihrer schroffen Art nicht immer bewusst ist und sich dann über Gegenreaktionen ärgert. Aber auch Erik ist kein Sonnenschein, verschlossen und misstrauisch begegnet er seiner Umwelt und findet in Emi einen würdigen Gegner, um das Leben noch mehr zu vermiesen. Beide hassen ihre Strafarbeit, und als dann der Grundstein ihrer Challenge geboren ist, fängt die turbulente Gehässigkeit erst an.

Diese beide Autorinnen haben es wirklich geschafft, dass ich im Wohnzimmer sitze und laut los lachen muss, die Gegenreaktion war auch noch köstlich, als mich sieben Plüschaugenpaare verwundert anstarrten. Mit so viel Ideenreichtum hatte ich nicht gerechnet und ein Gag gibt den anderen die Klinge in die Hand, dabei wurde es aber nie zu viel und keiner war einfach nur platt oder wirklich daneben, das fand ich einfach fabelhaft. Auch ihre beiden Protagonisten waren herrlich in Szene gesetzt, und obwohl dieses Buch extrem witzig ist, lassen sie es nicht an tiefe fehlen, denn hinter allem Verhalten steckt ja immer etwas anderes und das muss man eben hier unter allem Gelächter finden. Gern wäre ich hier selbst mit am Start gewesen und hätte es live und in Farbe miterlebt. Diese Geschichte hebt sich einfach ganz wunderbar vom romantischen Einheitsbrei ab.

Wie ihr seht, bin ich total begeistert und möchte nicht mehr verraten, weil man es einfach lesen muss. Es ist die Schulzeit, die man sich gewünscht hätte, aber nicht hatte und auch gegen die Schulmusik, hätte ich nichts einzuwenden gehabt, zumindest in den ersten Wochen. Ein absoluter Lesespaß, der einen nicht nur zum Lachen bringt, sondern alle Gefühle auf der Palette hat. Absolut herrlich.

Henry und ich hatten solch einen Lesespaß und werden wohl die Todesarten mit in unseren Alltag nehmen, deshalb gibt es die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorinnen: 

Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, die beiden Autorinnen hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer, sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Wien befreundet. Schon damals entwarfen sie Geschichten, die aus Lehrern paranoide Agenten und aus Mitschülern tragische Helden machten. Heute leben sie in Hamburg und Wien, sind zusammen 71 Jahre alt, haben zwei Männer, sechs Kinder und einen Hund und schreiben noch immer zusammen. „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ ist ihr erster Jugendroman.

Quelle: cbj Verlag


4 Kommentare:

  1. Huhu Sharon =)

    Mir ist das Buch auch erst kürzlich aufgefallen. Es gefällt mir, dass es so gut angekommen ist. vielleicht werde ich auch mal einen Blick rein werfen =)

    LG
    Anja

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    1. Hallo liebe Anja,

      ist es dir auch durchgeflutscht! HA!!! Bin ich eben nicht allein :-) Werf ruhig mal einen Blick, oder gleich zwei, aber pass auf, das du dabei nicht irgendeinen schlimmen Todesart dabei erliegst ... :D

      Ganz liebe Grüße
      Sharon

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  2. Hyvää iltaa, Inga.
    Die späten Dreißiger bis hin zu den mittleren Sechzigern sahen eine ganze Reihe von so genannten "Srewball-Comedies", die legendäre Schauspielerpaare in galle-giftigen Rollen verbal aufeinander losgehen ließen. Jeweils liebenswerte Figuren, die sich beim Aufeinandertreffen nicht riechen können. Klar, daß sich die Streitvögel irgenwann - vorzugsweise gegen Filmende - kriegen. Klassiker & wunderbare Evergreens.
    Solche Kabeleien zum Lesen sind dann zwangsläufig auch ein potenzielles Vergnügen.

    Anmerkenswert interessant, daß Madame eine Gothic-Ader in der Jugend pflegte. Bemerkenswerter als jetzt der jugendliche Mainstream.

    Ich stelle mir eine heitere Szene vor, wenn Du bei der Lektüre schallend Auflachst & die dösenden Fellknäuel vor Schreck vom Kratzbaum plumpsen. :-)

    Irgendwie ist dann das Pseudonym der beiden Autorinnenn trefflich, gepfeffert, passend.

    bonté

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    1. Grüß dich Robert,

      recht hast du! Die besten Filme bestehen aus Zankereien der Hauptagteure ...lach... und es macht immer so viel Spaß, dabei zu zugucken :-)

      Naja, Gothic-Ader würde ich es nicht nennen, eben viel schwarz getragen und gern etwas versteckt. Meine Schulzeit war nicht wirklich schön und erinnerungswert. Aber so ist das halt, da macht man eben jetzt sich eine schöne Zeit :-)

      Geplumpst ist keiner, aber die Blicke waren einfach zum noch mehr lachen.

      Stimmt, der Name ist gut gewählt ...

      Hab einen ruhigen Abend
      Inga

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