Donnerstag, 23. Februar 2017

Rezension: Harriet Reuter Hapgood * Ein bisschen wie Unendlichkeit


Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
Verlag: KJB
ISBN-13:
978-3737340335
Preis: 16,99 EUR
E-Book: 14,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: Februar 2017
Übersetzer: Susanne Hornfeck




Inhalt:
Das Schuljahr ist fast rum und die Sommerferien stehen vor der Tür, aber Gottie, eigentlich Margot, möchte sich am liebsten nur unter den Apfelbaum verkriechen und die Sterne betrachten. Mathe und Physik ist ihre Leidenschaft und mit Theorien gedanklich zu experimentieren macht ihr unglaublichen Spaß. Allerdings wird sie da von ihrem, von der Uni zurückkommenden, Bruder sowie seiner ganzen Band abgehalten, und als ob das nicht schon störend ist, eröffnet man ihr, das ihr bester Freund zurückkehrt. Nach vier Jahren Stille steht Thomas wieder vor ihr, aber kann es so sein wie früher, immerhin ist Gottie noch sauer, das er ihr nie geschrieben hat. Außerdem möchte sie doch einfach weiterhin um ihren Großvater trauern, warum lässt man sie einfach nicht in Ruhe. Aber hier schaltet sich das Universum ein und schickt Gottie in immer häufigeren Flashbacks in die Vergangenheit zurück. Wo kommen diese Anfälle her? Kann sich das Gottie mathematisch erklären? Und wie bekommt sie endlich ihren Kuss von Thomas, den sie sich schon als Kinder versprochen hatten? Was hat das Universum vor?

Meinung:
Ich fand die Konstellation aus einem Mädchen was Mathe und Physik mag und dann in wirren Flashbacks landet, sehr neugierig machend, weil man doch weiß, das diese Zahlenmenschen, oft nicht wirklich mit Gefühlen können. Da auch noch „The New York Times“ mit hinreißender Liebesgeschichte ihr Statement abgibt, bin ich dreifach gespannt, wie das alles zusammenspielt und ob es den Leser erreicht. Und ja, das Cover ist einfach zauberhaft. Ob diese Mischung, mich überzeugen konnte, erzähle ich euch jetzt.

Margots Familienkonstellation ist schon ein wenig gewagt. Deutscher Vater, der mehr in seiner Welt lebt, eine Mutter, die sie nie kennengelernt hat, Hippie Großvater, der schon verstorben ist und ein Bruder, der einen sehr gewöhnungsbedürftigen Kleidergeschmack hat. Da fällt Gottie schon ein bisschen mit ihrer mathematischen Sichtweise raus. Zunächst weiß man gar nicht so recht, wie man sie einsortieren soll, still, geheimniskrämerisch, zynisch und manchmal nicht von dieser Welt. Dabei leidet sie einfach nur unglaublich, über den Verlust der Mutter, den zu frühen Tod des Großvaters und die verflossene Liebe aus dem letzten Sommer. Alles zusammen, bringen sie an einem Punkt, wo sie sich ausklingt und das passiert ihr erst über Flashbacks, die sie in die Vergangenheit führen und Erlebtes nochmals vor Augen führt. So verschwindet sie aus der Gegenwart und erwacht erst wieder viel später draus auf. Natürlich beunruhigt sie es sehr, denn sie hat Angst verrückt zu werden und so muss sie dem auf den Grund gehen.

Wir bekommen eine Familiengeschichte präsentiert, die mit vielen Schicksalsschlägen bestückt ist und wie so oft, von seinen Angehörigen verdrängt werden. Jeder verarbeitet es auf seine eigene Weise und genau das, spiegelt die Geschichte wieder. Wir erleben aber diesmal alles aus Gotties Sicht und ihr Prozess ist wirklich erfrischend anderes in Szene gesetzt. Am Anfang, war ich mir unsicher, ob mir diese mathematischen Formeln und Gleichungen gefallen werden und ob ich überhaupt damit  klar komme, aber ich fand, sie haben es total interessant und erfrischend anders gemacht. Ihre Gedankenwelt dazu zu verfolgen war aufregend und es steigerte sich immer weiter. Diese Entwicklung ist wirklich klasse gelungen und eröffnet dem Leser Stück für Stück auch die Hintergründe.

Aber das Herzstück ist wohl auch die Freundschaft von Gottie und Thomas, als Kinder untrennbar vereint und dann durch seinen Umzug wie weggewischt, dabei wollten sie sich immer schreiben. Hier lässt uns Harriet Reuter Hapgood wirklich lange im Dunkeln, warum sie sich aus den Augen verloren haben und was in der einen Nacht geschehen ist, als sie sich das letzte Mal sahen und jeder eine Narbe davongetragen hat. So stellt man sich ständig die Fragen, was war da los? Warum hat keiner den anderen geschrieben? Und warum ist Thomas jetzt wieder da? Hier hat die Autorin wirklich was Tolles gezaubert, anfängliche Ablehnung, wird zum zaghaften Beschnuppern und was die beiden riechen, mögen sie. Diese Annäherung ist wunderbar eingefangen und trotz des hinschmelzen spürt man, da lauern noch Geheimnisse, die gelüftet werden müssen.

Harriet Reuter Hapgood hat hier wirklich ein ganz einmaliges Buch hingelegt und mich wirklich berührt zurück gelassen, dabei ist ihre Art des Erzählens ein absoluter Genuss. Mathe und Physik auf einmal logisch und überhaupt nicht schlimm zu lesen. Ihre Themen Verlust, Liebe, Freundschaft, erwachsen werden, wunderbar dargestellt und gut in Szene gesetzt. Überhaupt nicht kitschig, aber trotzdem süß, kein Wort zu viel und mit einer tollen Aussage, denn das Universum ist da, um entdeckt zu werden.

Henry und ich werden jetzt Teilchenphysik mit anderen Augen sehen und vergeben die vollen Bücherpunkte:

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Über die Autorin:


Harriet Reuter Hapgood lebt in Brighton, England. Als Modejournalistin schrieb sie unter anderem für die Zeitschriften »InStyle« und »MarieClaire«. Ihr Großvater war ein deutscher Mathematiker und hat sie zu diesem Roman inspiriert. ›Ein bisschen wie Unendlichkeit‹ ist ihr Debüt.

Quelle: KJB Verlag

Vielen lieben Dank an den KJB Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 

2 Kommentare:

  1. Hi
    Du bist die erste die das Buch total gut findet. Zumindest die erste bei der ich das lesen kann.
    Sei lieb gegrüßt
    Nicole

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    Antworten
    1. Hallo Nicole,

      ich muss gestehen, das mich nur positive Kommentare zum Buch erreicht haben, aber es ist ja halt, wie mit jeden anderen Buch, alles Geschmackssache :-)

      Hab lieben Dank für deinen Besuch und ganz liebe Grüße
      Sharon

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