Montag, 18. September 2017

Rezension: Mackenzi Lee * Cavaliersreise


Gebundene Ausgabe: 496 Seiten
Verlag: Königskinder
ISBN-13:
978-3551560384
Preis: 19,99 EUR
E-Book: 13,99 EUR
Reihe: 1/1
Erscheinungsdatum: März 2017
Übersetzer: Gesine Schröder


Leseprobe? Kaufen?


Inhalt:
Sir Henry Montague kann es kaum erwarten, auf Cavaliersreise zu gehen und dem Elternhaus zu entrinnen. Endlich ungestört feiern, trinken und in wilden Tändeleien verwickelt sein. So und nicht anders stellt sich Monty seine Auszeit vor, bevor ihn der Ernst zurück in die Schraubzwinge seines Adelstandes zwingt. Aber sein Vater hat vorgesorgt und stellt ihm einen Aufpasser zur Seite. So wird die Reise nicht nach Monty‘s Geschmack und bei der ersten Gelegenheit, nutzt er seine Unbesonnenheit aus und bringt nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch seine jüngere Schwester und seinen besten Freund Percy. Auf einmal steht die Welt Kopf und die Reisegruppe muss sich den Schwierigkeiten von Wegelagerer und Piraten stellen, aus unbegrenzt feiern, wird ein riesig großes Abenteuer. Was hat Monty angestellt? Warum werden sie verfolgt? Und warum schlägt sein Herz in Percy‘s Gegenwart zu schnell?

Meinung:
Ich muss gestehen, dass mich dieses Cover zuerst etwas verwundert hat, denn ein junger schwarzer Mann und dann eine Cavaliersreise, passte für mich nicht unbedingt zusammen. Dann haderte ich ein bisschen mit mir, ob ich überhaupt noch historische Romane lesen mag, und am Ende, dachte ich an meine Dumas Liebe. Der Klappentext war dann eigentlich der Auslöser, denn er macht nicht nur neugierig, er schafft es, dass man einfach reinlesen will. Und erlebte ich ein turbulentes Abenteuer? Hat es mir gefallen? Nun, das erzähle ich euch jetzt.

Monty ist der Stammhalter der Familie Montague, aber seit ein weiterer männlicher Erbe das Licht der Welt erblickt hat, steht es schlecht um seinen Stand. Aber nicht nur das macht ihm das Leben schwer, nein, auch die unerfüllte Liebe zu seinem besten Freund Percy lässt ihn verzweifeln. So stürzt er sich gern in verruchte Abenteuer, betrinkt sich bis zur Besinnungslosigkeit und hat überhaupt einen zweifelhaften Ruf. Dieses Lotterleben hat natürlich nur bedingt seine Freiheiten und stößt bei der Familie an Grenzen. So hofft Monty, mit seiner letzten Reise nochmals so richtig auf den Putz zuhauen, bevor er sich in Ketten an den Adelsstand binden lässt. Aber es kommt natürlich immer anders, als man denkt, der Vater schickt ihn mit Aufpasser los, ein Kuss vom besten Freund, sorgt noch für mehr Verwirrung und die kleine Schwester nervt. So kommt es das er aus Frust, Unbesonnenheit und Ärgernis sich zu einer Übeltat verleiten lässt. Er beklaut einen Herzog, der in beleidigt hat, und lässt sich bei einem Tete-à-Tete erwischen und rennt auch noch nackt durch den Park von Versailles und das ist erst der Anfang. Ich sage es rundheraus, er ist unmöglich, manchmal schwer von Begriff, ein Tölpel, anmaßend, aber total liebenswürdig. Mein Herz hat er auf jeden Fall auf seiner Seite.

Mackenzi Lee hat es geschafft mir einen historischen Roman schmackhaft zu machen und mich wieder in einer Zeit zu versetzt, die ich mal unglaublich gern besucht hätte. Sie lässt hier ihr dreier Gespann so richtig schön in Abenteuer verwickeln und uns Leser eine tolle Achterbahnfahrt, aus Liebe, Spannung und Gefahr miterleben. Es geht gewitzt voran, dann nimmt das Übel seinen Lauf, es wird gekämpft und die Mauern von Etikette eingerissen. Dabei lässt sie schwierige Themen, wie Homosexualität, der Stand der Frau, Krankheit und Sklaverei unglaublich leicht einfließen, und schafft richtige Tiefe in ihrem Geschehen, ohne ausschweifend zu werden. Die Autorin erzählt beherzt, leicht und doch kommt die Sprache der damaligen Zeit durch und die Atmosphäre aus Prunk, Gold, aber auch Schmutz ist hervorragend eingefangen. Ich kann nur froh sein, dass der Geruch zwischen den Zeilen geblieben ist, aber mein Kopfkino war sehr prächtig.

Erzählt wird alles aus Monty‘s Sicht, der zuerst snobbig daherkommt, übellaunig, ja, sogar anstrengend ist, bis wir ihn verstehen. Er muss die größte Wandlung in seinem Leben machen, sein Leben überdenken und handeln, statt wie eine Marionette zu gehorchen. Was ihm ja eh schwerfällt, aber der Mut ohne Geld zu leben, ist nicht da. Er versucht sich zu arrangieren, bis eine Entwicklung all sein Denken auf den Kopf stellt und Monty wächst. Zum ersten Mal muss er sich mit anderen beschäftigen und sich nicht nur in seinem eigenen elendigen Leben suhlen, Monty neigt nämlich dazu, nur sich selbst zu sehen. Und in Leiden ist er der Größte. Das macht die Geschichte natürlich auch ein wenig lustig und beherzter, durch Monty‘s Sicht sind so einige Dinge glasklar an der Realität vorbei. Aber auch seine Schwester und Percy sind wahrhaft tolle Charaktere, die man unbedingt in sein Leserherz schließen möchte.

Cavaliersreise ist ein Abenteuerbuch, was charmant, humorvoll und atmosphärisch geschrieben ist. Mit Figuren, die das Herz erreichen und uns in eine Zeit blicken lässt, die von der Thematik nicht aktueller sein kann, wenn auch die Grenzen der Gesellschaft sich etwas verschoben haben. Wunderbar, einfach entzückend und bildhaft erzählt. Für mich ein wahrer Lesespaß, der mich total mitreißen konnte.
 
Henry und ich wurden überrascht, mitgerissen und vergeben begeisterte fünf Bücherpunkte:

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Über die Autorin:
 


Mackenzi Lee liest, schreibt, verkauft Bücher und kann sehr schnell reden. Sie hat Geschichte und kreatives Schreiben studiert. Cavaliersreise ist ihr erstes Buch auf Deutsch und bei den Königskindern.


Vielen lieben Dank an den Königskinder Verlag für das  Rezensionsexemplar.

4 Kommentare:

  1. Hallo Sharon <3,

    das Buch steht leider noch immer ungelesen bei mir im Regal und ich möchte es auf jeden Fall noch dieses Jahr lesen :) Bisher habe ich auch nur begeisterte Meinungen dazu gelesen und freue mich schon sehr auf diese aussergewöhnliche Geschichte.

    Liebe Grüße,
    Uwe

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    1. Servus Uwe,

      was heißt den leider, du hast den Genuss noch vor dir. Also große Vorfeude :D Ich war ja erst etwas sekptisch, da einige Themen mich nicht ganz reizten, aber als ich anfing, war ich sofort verwickelt und fand es große klasse. Hat die Autorin wirklich wunderbar hinbekommen, also freu dich drauf und lass dich in diese Zeit hineinziehen.

      Ganz liebe Grüße
      Sharon

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  2. Salut, Inga.
    Indirekt hat also Alexandre erneut einen Sieg erfochten, wenn sein Ceuvre den letztendlichen Ausschlag zu geben vermochte. Offensichtlich sehr zu Deinem Gewinn.

    Reduziert man/frau die Ansprüche einer gesellschaftlichen Schicht auf die Wesentlichkeiten, offenbart sich schnell, daß es im Grunde nur um die Wahrung/Erlangung von Macht & Reichtum geht. Alle anderen Aspekte haben sich eben diesem Ziel unterzuordnen.
    Wenn ich nur die Erbfolgekriege in Europa beäuge...
    Die Individualität eigener Gefühle & Sehnsüchte war in Königshäusern, bis zum Landadel hin ein non esset. Ein Name verpflichtete zur Leibeigenschaft.
    Wobei sich auch die Neuzeit nicht wirklich mit Fortschritten bekleckert. Aber Menschen sind keine Figuren.

    Der erzählerische Hintergrund Montys ließ mich jetzt übrigen ausdauernd an Oscar Wilde denken. Empfehlenswert, seine Biografie. Oder auch nur der Blick in sein Werk...

    Schoko scheint wohl den Cavalier im Titel auf sich zu beziehen.

    bonté

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    1. Bonjour Robert,

      bei Dumas ist es immer ein Gewinn. Ich liebe diesen Autor und das schon als junger Teenager.

      Jep, der Adel hatte schon seine Zwänge, die beste Strategin war ja wohl Maria Theressa. Aber trotzdem ist es schon Schade das man nur auf der Welt ist, um als Schachfigur zu dienen. Du hast das aber wieder viel besser in Worte gekleidet, als ich.

      Ich habe Oscar Wilde hier sogar stehen, aber es noch nie geschaft um hinein zu schnuppern. Aber irgendwann ...

      Schoko der alte Schleimer, hat morgen auch wieder seinen Auftritt ...lach...

      Hab einen schönen Abend
      Inga

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