Montag, 14. August 2017

Rezension: J.L. Carr * Wie die Steeple Sinderby Wanderers den Pokal holten


Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Dumont
ISBN-13:
978-3832198541  
Preis: 20,00 EUR
E-Book: 15,99 EUR
Reihe: 1/1 
Erscheinungsdatum: April 2017

Übersetzer: Monika Köpfer 



Leseprobe? Kaufen?  


Inhalt: 
Alex Slingsby, Exfußballprofi und Lehrer, hat es satt, dass die Dorf-Fußballmannschaft wieder knapp am Sieg vorbeigesegelt ist, und wünscht sich größere Taten. Das unterstützt sein Schuldirektor und wirft einen kritischen Blick auf das Spiel. Dabei entwickelt er einen Masterplan, aus einfachen Regeln, wie man aus einer kleinen Mannschaft, was Großes herausholen kann. Und damit ist es beschlossene Sache, die Steeple Sinderby Wanderers nehmen am F.A. Cup teil. Nun heißt es Mannschaft aussuchen, Lösungen finden und immer schön ins Tor schießen. Dabei werden alle Regeln umgesetzt und aus einem ruhigen Dorf, wird eine begeisterte Anhängerschaft. Aber wie sieht es hinter den Kulissen aus? Wird der Erfolg einigen zu Kopf steigen? Oder hat sich das Team gut in Griff? Immerhin, große Ambitionen haben sie.

Meinung:
Letztes Jahr habe ich vom Autor „Ein Monat auf dem Land“ gelesen und fand es einfach toll, es hat mich so schön vom Alltagsstress entschleunigt und so wunderbar zur Ruhe gebracht. Tja, und nun steht Fußball auf dem Plan und ich, sofort dabei. Da ja erst wieder die Saison der Ballkünstler anfängt, ist das die beste Lektüre um sich wieder drauf einzustellen. Dachte ich zumindest, aber dieses kleine Buch, ist so viel mehr und davon erzähle ich euch nun.

Joe Gidner ist im Dorf nur ein Zugezogener, aber recht aktiv und das Mädchen für alles beim Fußballclub. Er verdient sein Geld durch Grußkartentexte und das bringt ihm den Ruf ein, ein großer Wortdrechsler zu sein und er soll nun die Chronik, nein, die Erfolgsgeschichte der Steeple Sinderby Wanderers erzählen. Im Prinzip wissen wir Leser also schon, das sie den Pokal gewinnen, das sagt ja auch der Titel aus, aber wie sie es schaffen und welche Mühen und Anstrengungen sie dafür eingehen, das erzählt uns dann Joe. Und zwar ganz lebendig und manchmal ein bisschen überschwänglich.

Eigentlich mag ich gar nichts weiter zum Inhalt verraten, da das Ende ja eh klar ist, ist natürlich die Entwicklung dahin, der interessante Punkt und das hat J.L. Carr wieder ganz wunderbar beschrieben. Seine Figuren sind wieder der Hammer, wir haben da den Exilungarn und Schuldirektor Dr. Kossuth, der sich aus Fußball nicht viel macht, aber gern seine Weisheiten beiträgt. Natürlich Alex, ein gebrochener Mann, dem das Leben am höchsten Punkt ein Schnippchen schlägt und der heldenhaft damit umgeht. Sein kühler Kopf und sein Talent sind für die Mannschaft maßgeblich. Dann haben wir einen weiteren Exprofi, der depressiv versackt ist und nun wieder erweckt wurde. Außerdem einen kickenden Pfarrer und einen Torhüter, der mit Fußball nichts anfangen kann, aber die Herausforderung den Kasten freizuhalten, nicht widerstehen kann. Ach, und der Vorsitzende Mr. Fangfoss, der ein wirklicher Pfundskerl ist. Diese Figuren, natürlich auch Joe und noch viele weitere, wachsen einen sofort ans Herz und sind der eigentlich Mittelpunkt, der Geschichte. Es geht nämlich um den Willen Unmögliches zu erreichen und wie weit man dafür bereit ist, zu gehen.

J.L. Carr erzählt hier wieder mit leisen Tönen eine wirklich großartige Geschichte, die nicht vom Sport allein lebt, sondern von den vielen kleinen Schicksalen der Dorfgemeinschaft. Jeder hat so seine Gründe mitzumachen und vielleicht so den Alltag zu entkommen. Er beschreibt diese ganz vorsichtig, sanft, sensibel und doch spürt man die Melancholie in jeder einzelnen Figur nach. Mit jedem Sieg merkt man so die Veränderung, die Euphorie, das gestärkte Selbstbewusstsein, aber auch die Angst vor dem Danach und der Öffentlichkeit. Denn das so eine Gruppe aus Underdogs, die großen Vereine einfach weg kickt, zieht die Medien und das ganze Land förmlich an. Aus einem großen Wunsch wird ein brüllendes unbezwingbares Tier der Aufmerksamkeit. Tja, und diese Entwicklung ist wirklich mehr als nur gelungen.

Aber das war nicht das Einzige, was ich toll fand, ich mochte auch unglaublich gern die Spieldokumentation lesen. Wie sie sich darauf vorbereitet haben, wie die Gegenmannschaft, überheblich und arrogant auf die Dorfkicker geschaut hat und dann haushoch verloren hat. Es war ein Genuss dem Ball hinterher zu schauen, die Spielkombinationen vor Augen zu sehen und das Brüllen des Stadions zuhören, wenn das Tor fiel. Ich war so drin und hatte unglaublichen Spaß, man hielt die Daumen beim Lesen gedrückt, fieberte mit und hörte die Hymne am Ende laut und deutlich. Was für ein Sieg, was für ein Buch. Für mich hatte es alles und ich habe es förmlich verschlungen.

Die Steeple Sinderby Wanderes sind ein großartiges Team und müssen einfach gelesen werden, egal ob Fußball Fan oder nicht! Ein wahrer Lesespaß und ein erfühlender Genuss.

Henry und ich fanden diese Geschichte großartig und vergeben die vollen Bücherpunkte: 

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Über den Autor: 

J. L. Carr wurde 1912 in der Grafschaft Yorkshire geboren und starb 1994 an Leukämie. Nachdem er jahrelang als Lehrer gearbeitet hatte, gründete er 1966 einen eigenen Verlag und verfasste acht Romane. ›Ein Monat auf dem Land‹ ist Carrs bekanntestes Werk und war 1980 für den Booker-Preis nominiert. Bei DuMont erscheint es nun erstmals auf Deutsch.

Quelle: Dumont Verlag

Vielen lieben Dank an den Dumont Verlag für dieses Rezensionsexemplar. 

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